19.03.2025

BU-Versicherung: Worauf Sie bei den Gesundheitsfragen achten sollten

Eine schwere Krankheit oder ein Unfall stellen das Leben auf den Kopf. Insbesondere wenn Betroffene ihren Beruf nicht mehr ausüben können. Da etwa jede vierte Person im Arbeitsleben berufsunfähig wird, ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) eine der wichtigsten Versicherungen. Ob die Berufsunfähigkeitsrente im Leistungsfall gezahlt wird, hängt von vielen Faktoren ab. Ein entscheidender Faktor sind korrekte Gesundheitsangaben im Antrag auf Versicherungsschutz. Denn eine BU-Versicherung ohne Gesundheitsfragen gibt es nicht. Wer bereits hier falsche oder unwissentlich fehlerhafte Angaben macht, läuft Gefahr, keine Leistung zu erhalten. Wir erklären, warum korrekte Angaben so wichtig sind und wie Sie Fehler vermeiden.


Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Alle Gesundheitsfragen müssen wahrheitsgemäß und vollständig beantwortet werden, um spätere Komplikationen im Leistungsfall zu vermeiden.

  • Die Patientenquittung der gesetzlichen Krankenkasse oder eine Leistungsübersicht der privaten Krankenversicherung hilft dabei, einen Überblick über die eigene Krankenhistorie zu erhalten.

  • Falls unrichtige oder unbekannte Diagnosen in der Patientenquittung stehen, sollte dies mit dem behandelnden Arzt besprochen und gegebenenfalls korrigiert werden.

  • Eine Risikovoranfrage ermöglicht es, den Gesundheitszustand anonym bei verschiedenen Versicherern prüfen zu lassen, um negative Einträge in deren Systemen zu vermeiden.

  • Besonders bei Online-Abschlüssen ist Vorsicht geboten. Nur wer absolut gesund ist, sollte diesen Weg wählen; ansonsten empfiehlt sich eine Beratung durch Experten.



Berufsunfähigkeitsversicherung ohne Gesundheitsfragen? Nicht möglich!

Beantragen Sie eine BU-Versicherung, kommen Sie um die Gesundheitsfragen nicht herum. Dabei sollten Sie vor allem darauf achten, dass sämtliche Angaben wahrheitsgemäß und vollständig sind. So vermeiden Sie im Leistungsfall mögliche Komplikationen.

Aber: Welche Diagnosen und Behandlungen sind eigentlich in der Krankengeschichte vermerkt? Und wie bekommt man diese Informationen?

So prüfen Sie Ihre Krankenhistorie: die Patientenquittung

Alle relevanten Informationen sind in Ihrer Patientenquittung vermerkt, die Sie von der gesetzlichen Krankenkasse (GKV) anfordern können. Die Quittung enthält Diagnosen, Behandlungen und medizinischen Eingriffe, die bisher dokumentiert und über die GKV abgerechnet wurden. Prüfen Sie diese Quittung sorgfältig, um sicherzustellen, dass alle Angaben mit Ihrem Kenntnisstand übereinstimmen. Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) wie Osteopathie oder Naturheilverfahren gehören nicht zum Leistungskatalog der GKV und werden privat abgerechnet. Sollten Sie solche Leistungen in Anspruch genommen haben, müssen Sie diese selbst ergänzen.

Sind Sie privat versichert, müssen Sie bei Ihrer Privaten Krankenversicherung (PKV) nach einer „Übersicht der abgerechneten Leistungen“ fragen. Auch dort sind Diagnosen, Behandlungen und medizinischen Eingriffe festgehalten. Es ist auch hier wichtig, dass Sie selbstgezahlte Leistungen ergänzen und nicht vergessen.

Was tun, wenn man mit Befunden nicht einverstanden ist?

Die Erfahrungen unserer BdV-Berater*innen zeigen, dass in Patientenquittungen häufig Befunde auftauchen, mit denen sich Betroffene gar nicht identifizieren können oder gar nicht kennen. In solchen Fällen ist es ratsam, das Gespräch mit der behandelnden Ärztin/dem behandelnden Arzt zu suchen, um gegebenenfalls eine Änderung zu erwirken. Denn fehlerhafte oder unnötige Diagnosen in Patientenquittungen können das Risiko erhöhen, Schwierigkeiten beim Abschluss der BU bekommen.

Teilweise werden Diagnosen ohne das Wissen der Patient*innen dokumentiert. Deren Korrektur erfordert oft die Kooperation der behandelnden Ärzte, was langwierig und kostspielig sein kann. Im schlimmsten Fall müssen Betroffene vor Gericht nachweisen, dass es sich tatsächlich um eine Fehldiagnose handelt.

Risikovoranfrage ist unverzichtbar

Mit einer anonymisierten Risikovoranfrage kann vorab bei mehreren Versicherungsgesellschaften gleichzeitig geklärt werden, wie diese Ihren Gesundheitszustand und andere Risiken bewerten. Die angefragten Versicherer erklären nach Abschluss der Prüfung, ob sie den Antrag annehmen würden bzw. zu welchen Bedingungen.

Eine Risikovoranfrage ist nur mithilfe einer anbieterunabhängigen und auf BU spezialisierten Maklerin/eines Maklers oder Versicherungsberaters möglich. Das hat den Vorteil, dass Sie keine offiziellen Anträge stellen und somit keinen negativen Eintrag in den Systemen der Versicherer riskieren. Aber Versicherungsberater oder Makler können mithilfe der Risikovoranfrage erklärungsbedürftige Befunde gezielt aufbereiten und verständlich erläutern, etwa frühere Diagnosen, die inzwischen nicht mehr relevant sind oder sich als Fehldiagnose herausgestellt haben, in den richtigen Kontext setzen. Mit dieser Richtigstellung erhöhen Sie Ihre Chancen, einen bestmöglichen Versicherungsschutz (idealerweise ohne Risikozuschläge oder Risikoausschlüsse) zu erhalten.

Weitere Informationen finden Sie in unserem Infoblatt „BU-Versicherung.

Häufige Fehler bei den Gesundheitsangaben – was Sie vermeiden sollten

Unsere BdV-Berater*innen sprechen immer wieder mit Betroffenen, die im Nachhinein feststellen, dass ihnen trotz aller Sorgfalt Fehler bei den Gesundheitsangaben unterlaufen sind. Beispielsweise wird die Dauer oder Häufigkeit von Behandlungen falsch angegeben, kleinere Erkrankungen werden als irrelevant abgetan oder die Bedeutung früherer, auch überwundener psychischer Belastungen wird unterschätzt.

Es kann auch vorkommen, dass manche Versicherungsvermittler das Thema auf die leichte Schulter nehmen. Daher ist es wichtig, die Gesundheitsfragen selbst durchzugehen und genau zu prüfen, wo die Kreuze vom Berater im Antrag gesetzt wurden. Um Fehler zu vermeiden, ist eine gründliche Vorbereitung und gegebenenfalls die Unterstützung durch eine*n Expert*in essenziell. Unser BdV-Beratungsteam steht Ihnen gerne beratend zur Seite.

BdV-Tipp:  Der Zeitraum, für den Vorerkrankungen rückwirkend bei einer BU-Versicherung angegeben werden müssen, hängt von den Vorgaben des jeweiligen Versicherers ab. Typischerweise müssen Antragsteller Gesundheitsfragen für einen bestimmten Zeitraum in der Vergangenheit beantworten, oft zwischen drei und zehn Jahren. Diese Angaben variieren je nach Versicherer, daher ist es wichtig, die Gesundheitsfragen im Antrag genau zu lesen und die Anforderungen des jeweiligen Anbieters zu beachten.

Online-Abschluss mit Bedacht

Eine BU-Versicherung sollten Sie nicht leichtfertig und ohne fachkundige Unterstützung allein – z. B. online – abschließen. Die Bedingungen und Klauseln sind komplex, und der Versicherer prüft Ihre Angaben im Leistungsfall sehr genau. Schon kleine Fehler oder Lücken bei der Antragstellung können dazu führen, dass im Ernstfall kein Versicherungsschutz besteht.

Nur wer absolut beschwerdefrei ist und keine Einträge in der Krankenquittung hat, kann eine Online-Abwicklung in Betracht ziehen. Sobald es jedoch Befunde gibt, sollten sich an eine*n spezialisierte*n anbieterunabhängige Versicherungsberater*in oder Versicherungsmakler*in wenden.

Fazit: Sorgfältig sein und Unterstützung holen

Der Abschluss einer BU-Versicherung ist ein wichtiger Schritt, den Sie sorgfältig vorbereiten sollten. Insbesondere sind korrekte und vollständige Gesundheitsangaben von entscheidender Bedeutung. Mithilfe von Patientenquittungen, fachkundigen Berater*innen und einer professionellen Risikovoranfrage können Sie sicherstellen, dass Ihre BU-Versicherung Sie im Ernstfall zuverlässig schützt.



Sarah Sperling ist Redakteurin beim BdV. | © Achenbach 2021

Über mich

Ich bin Sarah und verstärke das Presseteam des BdV als Redakteurin. Neben meiner schreibenden Tätigkeit für die interne als auch externe Kommunikation mache ich Web-Controlling und setze mich mit SEO-Maßnahmen auseinander. Zuvor war ich knapp acht Jahre lang als Journalistin für verschiedene Fachmedien, insbesondere aus dem Marketing-und Wirtschaftsbereich, tätig. Privat begeistere ich mich für Verbraucherschutzthemen und habe mich in meinem politikwissenschaftlichen Studium vorzugsweise mit sozial- und gesellschaftskritischen Themen auseinandergesetzt. Im BdV möchte ich mich gemeinsam mit dem tollen Team für die Rechte der Versicherten einsetzen, ihnen zu sinnvollen Entscheidungen verhelfen und dank der Arbeit unserer hausinternen Strategen unfaire Klauseln öffentlich machen.