Allianz fürs Leben? – ein Nachtrag
Die Allianz denkt über den Verkauf von Lebensversicherungsbeständen nach – doch was bedeutet das für die Kundschaft? Dieser Beitrag beleuchtet die Hintergründe des Run-Offs, Probleme in der IT der Versicherer und die Risiken für Verbraucher*innen.
Unser kürzlich veröffentlichter Blog-Beitrag über die offenen Überlegungen des Allianz-Chefs Oliver Bäte zu den Run-Off-Optionen der Allianz Leben hat in der Branche für einige Bewegung gesorgt. Das Unternehmen fühlte sich zu einem Statement veranlasst: „Ein externer Verkauf von Beständen steht seitens Allianz Leben derzeit nicht zur Diskussion“. Also, für alle Freundinnen und Freunde des Geschehens in der Allianz Arena: An den Transfergerüchten ist nichts dran, Stand heute ist kein Wechsel geplant.
Wie man in diesem Zusammenhang erklärt, evaluiert die Allianz weltweit kontinuierlich Maßnahmen zur Optimierung der Kapitaleffizienz und findet dabei auch Lösungen, bei denen die Kundschaft gar nicht mitbekommen muss, dass ihre Verträge verkauft sind. So hat die Allianz im letzten Jahr einen Bestand von Rentenversicherungen ihrer US-amerikanischen Tochter Allianz Life für 39,6 Milliarden Euro verkauft.
Der Deal mit einem Investmentunternehmen lief über einen Rückversicherungsvertrag. Die Käufer verpflichten sich zur Zahlung einer garantierten Verzinsung und versuchen sich in einer einträglicheren Kapitalanlage der Kundengelder. Die Allianz übernimmt gegen eine Gebühr die Pflicht, die Bestände weiterhin zu verwalten, die Renten auszuzahlen und den Kontakt zu den Kundinnen und Kunden zu halten.
Und damit ist alles hübsch im Bündnis für das Glück?
Wie man es nimmt. Es ist bezeichnend, dass die ach so nachhaltig, finanzstark und innovativ aufgestellte Allianz die Anlagepolitik lieber Investmentgesellschaften überlässt als sich selbst darum zu kümmern. Außerdem hat die Allianz ganz offensichtlich erhebliche Probleme in der Vertragsverwaltung, weil die IT nicht mitmacht. Der Versuch, ein auf der Basis einer IBM-Programmiersprache aus den Sechzigern arbeitendes Betriebssystem zu modernisieren und zur Plattform auch für andere Versicherer auszubauen, scheiterte mit einem dreistelligen Millionenverlust. Und jüngst trat nun auch die Finanzaufsicht verärgert auf den Plan, weil sie Mängel in der Allianz-IT entdeckte. Ein „umfangreicher Maßnahmenkatalog“ soll helfen, die BaFin wieder zu beruhigen.
Auf einer Fachkonferenz des Süddeutschen Verlages mit den Größen des Run-Off-Geschäfts wurde deutlich, dass der Zustand der IT der Lebensversicherer ihr großes schmutziges Geheimnis und der wesentliche Treiber für einen Run-Off ist. Die Aussage, man könne mit den bestehenden Systemen die Vertragsstände der Lebensversicherungen gar nicht mehr exakt berechnen, blieb unwidersprochen.
Das ist eine bittere Wahrheit für alle Lebensversicherungskundinnen und -kunden, die jährlich die mageren Ergebnisse ihrer Verträge anzweifeln und wohl schon zu Tausenden von Verbraucherschutzorganisationen, dem Versicherungsombudsmann oder der BaFin wissen wollen, ob ihnen ihr Lebensversicherer die Ablaufleistung zutreffend ausgewiesen hat. Niemand wird es ihnen beantworten können.
Run-Off oder Reißaus? Für Kundinnen und Kunden von Lebensversicherern wird die Situation nicht leichter.
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